Die erst 19-jährige Tekle Muluat überraschte als schnellste Frau. Die Äthiopierin siegte in 66:53 vor ihrer Landsfrau Ftaw Zeray, die nach 67:22 im Ziel am Brandenburger Tor war. Dritte und beste Deutsche wurde Melat Kejeta (Laufteam Kassel), die mit 67:26 eine deutsche Jahresbestzeit erreichte.
Mit einer Rekord-Meldezahl von 38.712 Läufern gehört der Generali Berliner Halbmarathon zu den größten Rennen weltweit über diese Distanz.
Das Rennen der Männer
Daniel Ebenyo, der Halbmarathon-Vize-Weltmeister, hatte großes vor auf der schnellen Berliner Strecke: Der Kenianer versuchte, den Weltrekord von Jacob Kiplimo (Uganda) anzugreifen. Seine ersten Zwischenzeiten lagen tatsächlich sehr deutlich unter dieser Bestzeit von 57:31 Minuten. Hinter Tempomacher Bravin Kiptoo laufend, passierte Ebenyo die 5-km-Marke in superschnellen 13:28 Minuten, was auf eine Zeit von unter 57:00 hinauslief. Doch das war bei den steigenden Temperaturen deutlich zu schnell und sollte sich im Rennverlauf rächen. An der 10-km-Marke lag die Zwischenzeit mit 27:29 bereits außerhalb des Weltrekord-Bereiches. Fortan lief Daniel Ebenyo alleine an der Spitze und verlor weiter Zeit, so dass auch die Jahresweltbestzeit, die Sabastian Sawe (Kenia) tags zuvor in Prag mit 58:24 aufgestellt hatte, und der Streckenrekord von 58:42 außer Reichweite rückten. Auf den letzten sieben Kilometern schmolz auch der große Vorsprung von Daniel Ebenyo deutlich, doch der Kenianer rettete den Sieg noch ins Ziel. „Ich bin nach Berlin gekommen, um Weltrekord zu laufen. Aber ab Kilometer elf hatte ich Probleme mit meinem Knie und es war sehr warm. Ich werde einen neuen Versuch starten“, sagte Daniel Ebenyo.
Auch Samuel Fitwi hatte überraschende Rekord-Absichten. Er startete einen Angriff auf die deutsche Bestzeit von Amanal Petros (60:09) und wollte als erster Deutscher eine Zeit unter einer Stunde erreichen. Nach einer 5-km-Zwischenzeit von 14:09 Minuten, die auf 59:40 hinauslief, erreichte Fitwi den 10-km-Punkt nach 28:32. In der Folge wurde auch er langsamer und der Rekord war schnell außer Reichweite. „Ich wollte eigentlich den deutschen Rekord angreifen und zumindest eine 60er-Zeit laufen. Bei 10 Kilometern waren wir noch gut im Rennen., doch dann wurde es zu warm und nach 16 km ging nichts mehr“, sagte Samuel Fitwi. „Ich freue mich, dass ich wenigstens eine persönliche Bestzeit und die EM-Norm erreicht habe.“
Die nächstbesten Deutschen waren Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) auf Platz zwölf in 62:34 und Johannes Motschmann (SCC Berlin, Marathon Team), der als 14. 62:46 erreichte. Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) wurde 15. in 63:05, Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) 17. mit 63:32.
Das Rennen der Frauen
Sehr selten gab es einen Berliner Halbmarathon bei dem die Zuschauer am Straßenrand in Sommerkleidung die Athleten unterstützen konnten. Während sie die warmen Temperaturen genossen, waren es keine guten Bedingungen für die Läufer. Das zeigte sich auch schnell im Rennen der Frauen. Auf den ersten Kilometern deuteten die Zwischenzeiten noch auf eine Streckenrekordjagd (65:02) hin, und Melat Kejeta lag im Bereich des Europarekordes (65:15). Doch bei Kilometer 10 waren sich die Rekord-Hoffnungen dahin. Die Äthiopierinnen Tekle Muluat und Ftaw Zeray hatten die Führung übernommen und passierten diese Marke nach 31:25. Das deutete auf eine Zielzeit von 66:15 hin. Melat Kejeta war etwas zurückgefallen und hatte als Fünfte eine Zwischenzeit von 31:34, was auf rund 66:35 hinauslief.
Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel setzte sich Tekle Muluat von Ftaw Zeray ab und lief in ihrem zweiten Rennen überhaupt außerhalb Äthiopiens noch zu einem klaren Sieg. „Ich bin sehr glücklich gewonnen zu haben, denn damit hatte ich nie gerechnet“, sagte Tekle Muluat, die mit 66:53 einen Vorsprung von 29 Sekunden hatte. Melat Kejeta machte anfangs der zweiten Hälfte des Rennens noch zwei Plätze gut und wurde in 67:26 Dritte. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, aber es war zu warm für mich. Ich wollte schneller laufen, aber ich musste aufgrund der Bedingungen das Tempo während des Rennens drosseln“, sagte Melat Kejeta, die sich nun im Höhentrainingslager in Äthiopien auf die Höhepunkte im Sommer mit der EM und den Olympischen Spielen vorbereiten wird.
Als zweitbeste deutsche Läuferin zeigte Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) auf Platz sieben in 71:01 einen Aufwärtstrend nach zuletzt enttäuschenden Rennen. Mit Platz acht überraschte Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) mit einem guten Halbmarathon-Debüt in 71:15. Kristina Hendel (LG Braunschweig/72:31) belegte Rang elf, Esther Pfeiffer (Hannover 96/72:32) Platz zwölf und Deborah Schöneborn (SCC Berlin, Marathon Team/73:12) kam als 15. ins Ziel.
Ergebnisse, Männer:
1. Daniel Ebenyo KEN 59:30
2. Amos Kurgat KEN 59:42
3. Isaia Lasoi KEN 59:47
4. Benard Biwott KEN 60:21
5. Bravin Kiprop KEN 60:29
6. Diego Estrada USA 61:05
7. Robert Koech KEN 61:27
8. Victor Kimutai KEN 61:29
9. Samuel Fitwi GER 61:33
10. Selvarolo Pasquale ITA 61:57
Frauen:
1. Tekle Muluat ETH 66:53
2. Ftaw Zeray ETH 67:22
3. Melat Kejeta GER 67:26
4. Winnie Kimutai KEN 68:41
5. Lauren McNeil GBR 70:10
6. Clara Evans GBR 70:11
7. Miriam Dattke GER 71:01
8. Eva Dieterich GER 71:15
9. Lelise Wakweya ETH 71:59
10. Philippa Bowden GBR 72:15
Text: Jörg Wenig / Race News Service
Fotos: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner