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Ebenyo und Muluat siegen im warmen Berlin, Fitwi läuft Bestzeit

Der kenianische Top-Favorit Daniel Ebenyo und die äthiopische Newcomerin Tekle Muluat haben den 43. Generali Berliner Halbmarathon gewonnen. Sehr warmes Wetter mit Temperaturen von am Ende deutlich über 20 Grad Celsius machten sämtliche Hoffnungen auf Rekordzeiten zunichte. Daniel Ebenyo siegte in 59:30 Minuten vor seinen Landsleuten Amos Kurgat (59:42) und Isaia Lasoi (59:47). Bester deutscher Läufer war Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), der als Neunter in 61:33 Minuten eine persönliche Bestzeit erreichte und die Norm für die Europameisterschaften im Juni in Rom um sieben Sekunden unterbot.

 

Der favorisierte Daniel Ebenyo gewinnt am Brandenburger Tor. Foto: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner
Samuel Fitwi lief bei hohenTemperaturen eine persönliche Bestzeit. Foto: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner
Melat Kejeta erreichte Platz drei in Berlin. Foto: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner

Die erst 19-jährige Tekle Muluat überraschte als schnellste Frau. Die Äthiopierin siegte in 66:53 vor ihrer Landsfrau Ftaw Zeray, die nach 67:22 im Ziel am Brandenburger Tor war. Dritte und beste Deutsche wurde Melat Kejeta (Laufteam Kassel), die mit 67:26 eine deutsche Jahresbestzeit erreichte. 

Mit einer Rekord-Meldezahl von 38.712 Läufern gehört der Generali Berliner Halbmarathon zu den größten Rennen weltweit über diese Distanz.

Das Rennen der Männer

Daniel Ebenyo, der Halbmarathon-Vize-Weltmeister, hatte großes vor auf der schnellen Berliner Strecke: Der Kenianer versuchte, den Weltrekord von Jacob Kiplimo (Uganda) anzugreifen. Seine ersten Zwischenzeiten lagen tatsächlich sehr deutlich unter dieser Bestzeit von 57:31 Minuten. Hinter Tempomacher Bravin Kiptoo laufend, passierte Ebenyo die 5-km-Marke in superschnellen 13:28 Minuten, was auf eine Zeit von unter 57:00 hinauslief. Doch das war bei den steigenden Temperaturen deutlich zu schnell und sollte sich im Rennverlauf rächen. An der 10-km-Marke lag die Zwischenzeit mit 27:29 bereits außerhalb des Weltrekord-Bereiches. Fortan lief Daniel Ebenyo alleine an der Spitze und verlor weiter Zeit, so dass auch die Jahresweltbestzeit, die Sabastian Sawe (Kenia) tags zuvor in Prag mit 58:24 aufgestellt hatte, und der Streckenrekord von 58:42 außer Reichweite rückten. Auf den letzten sieben Kilometern schmolz auch der große Vorsprung von Daniel Ebenyo deutlich, doch der Kenianer rettete den Sieg noch ins Ziel. „Ich bin nach Berlin gekommen, um Weltrekord zu laufen. Aber ab Kilometer elf hatte ich Probleme mit meinem Knie und es war sehr warm. Ich werde einen neuen Versuch starten“, sagte Daniel Ebenyo.

Auch Samuel Fitwi hatte überraschende Rekord-Absichten. Er startete einen Angriff auf die deutsche Bestzeit von Amanal Petros (60:09) und wollte als erster Deutscher eine Zeit unter einer Stunde erreichen. Nach einer 5-km-Zwischenzeit von 14:09 Minuten, die auf 59:40 hinauslief, erreichte Fitwi den 10-km-Punkt nach 28:32. In der Folge wurde auch er langsamer und der Rekord war schnell außer Reichweite. „Ich wollte eigentlich den deutschen Rekord angreifen und zumindest eine 60er-Zeit laufen. Bei 10 Kilometern waren wir noch gut im Rennen., doch dann wurde es zu warm und nach 16 km ging nichts mehr“, sagte Samuel Fitwi. „Ich freue mich, dass ich wenigstens eine persönliche Bestzeit und die EM-Norm erreicht habe.“

Die nächstbesten Deutschen waren Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) auf Platz zwölf in 62:34 und Johannes Motschmann (SCC Berlin, Marathon Team), der als 14. 62:46 erreichte. Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) wurde 15. in 63:05, Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) 17. mit 63:32.

Das Rennen der Frauen

Sehr selten gab es einen Berliner Halbmarathon bei dem die Zuschauer am Straßenrand in Sommerkleidung die Athleten unterstützen konnten. Während sie die warmen Temperaturen genossen, waren es keine guten Bedingungen für die Läufer. Das zeigte sich auch schnell im Rennen der Frauen. Auf den ersten Kilometern deuteten die Zwischenzeiten noch auf eine Streckenrekordjagd (65:02) hin, und Melat Kejeta lag im Bereich des Europarekordes (65:15). Doch bei Kilometer 10 waren sich die Rekord-Hoffnungen dahin. Die Äthiopierinnen Tekle Muluat und Ftaw Zeray hatten die Führung übernommen und passierten diese Marke nach 31:25. Das deutete auf eine Zielzeit von 66:15 hin. Melat Kejeta war etwas zurückgefallen und hatte als Fünfte eine Zwischenzeit von 31:34, was auf rund 66:35 hinauslief. 

Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel setzte sich Tekle Muluat von Ftaw Zeray ab und lief in ihrem zweiten Rennen überhaupt außerhalb Äthiopiens noch zu einem klaren Sieg. „Ich bin sehr glücklich gewonnen zu haben, denn damit hatte ich nie gerechnet“, sagte Tekle Muluat, die mit 66:53 einen Vorsprung von 29 Sekunden hatte. Melat Kejeta machte anfangs der zweiten Hälfte des Rennens noch zwei Plätze gut und wurde in 67:26 Dritte. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, aber es war zu warm für mich. Ich wollte schneller laufen, aber ich musste aufgrund der Bedingungen das Tempo während des Rennens drosseln“, sagte Melat Kejeta, die sich nun im Höhentrainingslager in Äthiopien auf die Höhepunkte im Sommer mit der EM und den Olympischen Spielen vorbereiten wird.

Als zweitbeste deutsche Läuferin zeigte Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) auf Platz sieben in 71:01 einen Aufwärtstrend nach zuletzt enttäuschenden Rennen. Mit Platz acht überraschte Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) mit einem guten Halbmarathon-Debüt in 71:15. Kristina Hendel (LG Braunschweig/72:31) belegte Rang elf, Esther Pfeiffer (Hannover 96/72:32) Platz zwölf und Deborah Schöneborn (SCC Berlin, Marathon Team/73:12) kam als 15. ins Ziel.

Ergebnisse, Männer:

1. Daniel Ebenyo                    KEN    59:30

2. Amos Kurgat                      KEN    59:42

3. Isaia Lasoi                          KEN    59:47

4. Benard Biwott                    KEN    60:21

5. Bravin Kiprop                     KEN    60:29

6. Diego Estrada                    USA    61:05

7. Robert Koech                     KEN    61:27

8. Victor Kimutai                    KEN    61:29

9. Samuel Fitwi                      GER    61:33

10. Selvarolo Pasquale          ITA      61:57

 

Frauen:

1. Tekle Muluat                      ETH     66:53

2. Ftaw Zeray                         ETH     67:22

3. Melat Kejeta                       GER    67:26

4. Winnie Kimutai                   KEN    68:41

5. Lauren McNeil                    GBR    70:10

6. Clara Evans                        GBR    70:11

7. Miriam Dattke                     GER    71:01

8. Eva Dieterich                      GER    71:15

9. Lelise Wakweya                 ETH     71:59

10. Philippa Bowden              GBR    72:15

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Fotos: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner