Für den größten und schnellsten deutschen Frühjahrsmarathon haben sich 15.000 Läufer angemeldet. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, wurden für die Veranstaltung die Rekordzahl von 38.000 Athleten registriert. „Laufen boomt, das sieht man zurzeit bei vielen Veranstaltungen. Wir haben uns stark entwickelt und ich freue mich sehr darüber“, sagte Chef-Organisator Frank Thaleiser.
Wenn die derzeit vorausgesagten sehr guten Wetterbedingungen eintreffen, sind sehr schnelle Rennen möglich. Zumindest bei den Männern könnte es dann sogar eine Jagd auf den hochkarätigen Streckenrekord und eine erste Zeit von unter 2:04:00 Stunden in Hamburg geben. Die Kurs-Bestzeit hält der Kenianer Bernard Koech, der vor zwei Jahren in 2:04:09 triumphierte.
„Ich bin gut vorbereitet und bereit für ein gutes, schnelles Rennen“, sagte Amos Kipruto. Der 32-Jährige erreichte in Tokio 2022 als Zweiter hinter Eliud Kipchoge seinen persönlichen Rekord von 2:03:13 mit dem er die Startliste in Hamburg anführt. Er ist damit gemeinsam mit Emmanuel Mutai (Kenia), der 2018 hier lief und ebenfalls eine PB von 2:03:13 hat, der schnellste Läufer, der jemals zu einem Elitefeld in Hamburg gehörte.
„Ich weiß, dass die Strecke schnell ist und hier immer wieder sehr gute Zeiten gelaufen wurden. Das Rennen bietet mir eine Chance, eine Top-Leistung zu erzielen. Wenn wir gut zusammenarbeiten, ist es möglich, den Streckenrekord zu brechen“, sagte Amos Kipruto, der einer von vier Läufern ist, die bereits Zeiten von unter 2:05:00 erreicht haben. Während die Äthiopier Kinde Atanaw und Tsegaye Getachew mit Bestzeiten von 2:03:51 beziehungsweise 2:04:49 die Nummer zwei und drei auf der Startliste sind, gehört auch Philemon Kiplimo (2:04:56) zu dieser Top-Gruppe. „Ich gehe davon aus, dass wir die erste Hälfte in 62:00 Minuten laufen. Ich hoffe, dass ich die zweite Hälfte schneller laufen kann als die erste“, sagte Philemon Kiplimo, der vor einem Jahr in Hamburg als Dritter bereits mit 2:05:37 überzeugte. „Ich kenne die Strecke, das ist ein Vorteil.“
Den Hamburger Kurs kennt auch Richard Ringer (LC Rehlingen), der hier vor zwei Jahren als Sechster eine persönliche Bestzeit von 2:08:08 lief, die er inzwischen auf hochklassige 2:05:46 steigerte. „Ich möchte möglichst eine bessere Platzierung erreichen als beim letzten Mal in Hamburg. Es sind Athleten am Start, die eine um zwei Minuten schnellere Bestzeit haben als ich. Deswegen wäre es ein zu großes Risiko, wenn ich bei einem 62:00-Minuten-Halbmarathon-Tempo in der Spitzengruppe mitlaufen würde. Ich möchte am Ende nicht einbrechen. Aber in einem Marathon kann viel passieren. Ich hoffe, dass ich den einen oder anderen noch einsammeln kann“, sagte Richard Ringer, der sowohl beim EM-Triumph in München als auch in Hamburg vor zwei Jahren in der Schlussphase noch mächtig aufholte. „Mein Ziel ist es, eine Zeit unter 2:07 zu erreichen.“ Vor drei Wochen war Richard Ringer beim Berliner Halbmarathon eine Bestzeit von 60:51 Minuten gelaufen und hatte damit starke Form bewiesen. „Aber es ist nicht realistisch, bei jedem Rennen eine Bestzeit zu laufen.“
Bei den Männern als auch den Frauen gab es noch einige kurzfristige Änderungen auf der Startliste. Während Guye Adola (2:03:46) und Roza Dereje (beide Äthiopien/2:18:30) absagen mussten, kam vor kurzem mit Brigid Kosgei die frühere Marathon-Weltrekordlerin hinzu. Die Kenianerin hatte 2019 in Chicago sensationell die Bestzeit der Britin Paula Radcliffe unterboten. Mit 2:14:04 war sie die erste Läuferin, die eine Zeit von unter 2:15:00 erreichte. Damit ist sie zurzeit immer noch die viertschnellste Läuferin aller Zeiten und die natürlich die schnellste Frau, die je in Hamburg auf einer Startliste stand.
„Ich wollte eigentlich den Tokio-Marathon Anfang März laufen, aber ich war nicht in der entsprechenden Form und verzichtete auf den Start. Dann habe ich ein anderes, späteres Rennen gesucht und bin froh, nun in Hamburg laufen zu können“, sagte Brigid Kosgei, die seit dem fünften Platz beim London-Marathon vor einem Jahr in 2:19:02 kein Rennen mehr gelaufen ist. „Ich hatte Knie- und Hüftproblemen - es ging immer hin und her. Aber jetzt bin ich fit und will ein gutes Rennen laufen.“
Während der hochklassige Streckenrekord, den die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw vor drei Jahren mit 2:17:23 aufstellte, schwer zu brechen sein wird, ist aber eine weitere Zeit von unter 2:20:00 durchaus möglich. Ein solches Ergebnis könnten auch die Äthiopierinnen Workenesh Edesa und Sichala Kumeshi erreichen. „Ich will am Sonntag schneller laufen als im Januar bei meinem Sieg in Osaka“, sagte Edesa, die in Japan 2:21:00 erreichte. Mit ihrer Bestzeit von 2:18:51 ist sie die zweitschnellste Läuferin auf der Startliste. „Nachdem ich vor zwei Jahren hier Elfte war, will ich dieses Mal deutlich mehr erreichen. Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen“, erklärte Sichala Kumeshi, die im Januar den Houston-Marathon mit einer Steigerung auf 2:20:42 gewonnen hatte.
Eine Debütantin, die auf Anhieb in die europäische Spitze laufen möchte, ist Karoline Grovdal. Die Norwegerin hatte im vergangenen Jahr den EM-Titel im Halbmarathon gewonnen. „Ich glaube, Hamburg kann ein sehr guter Start in meine Marathon-Karriere werden. Ich will versuchen, den norwegischen Rekord zu brechen“, sagte Karoline Grovdal. Diese Bestzeit von Ingrid Kristiansen, die 1985 in London 2:21:06 gelaufen war, stand 13 Jahre lang als Weltrekord.
Eliteläufer mit Bestzeiten
MÄNNER:
Amos Kipruto KEN 2:03:13
Kinde Atanaw ETH 2:03:51
Tsegaye Getachew ETH 2:04:49
Philemon Kiplimo KEN 2:04:56
Kebede Tulu ETH 2:05:19
Goitom Kifle ERI 2:05:28
Richard Ringer GER 2:05:46
Awet Habte ERI 2:06:25
Felix Kibitok KEN 2:06:28
Abay Alemu ETH 2:06:50
Samuel Tse SWE 2:06:53
Erick Sang KEN 2:07:50
Vincent Kigen KEN 2:08:05
Alfonse Kigen KEN 2:08:50
Elroy Gelant RSA 2:08:56
Boki Diriba ETH 2:09:06
Julien Wanders SUI 2:11:52
FRAUEN:
Brigid Kosgei KEN 2:14:04
Workenesh Edesa ETH 2:18:51
Etagegn Woldu ETH 2:20:03
Sichala Kumeshi ETH 2:20:42
Shitaye Eshete BRN 2:21:33
Fozya Jemal ETH 2:21:53
Muluhabt Tsega ETH 2:22:21
Judith Kiyeng KEN 2:24:41
Leterbrhan Haylay ETH 2:24:47
Natasha Cockram GBR 2:26:14
Karoline Grovdal NOR Debüt
Miriam Dattke beim Düsseldorf-Marathon favorisiert
Miriam Dattke wird am Sonntag in Düsseldorf zum ersten Mal seit Januar 2024 wieder bei einem Marathon an den Start gehen und ist als Favoritin anzusehen. In Dubai gab sie damals das Rennen auf. Zuvor war die Europameisterschafts-Vierte von München 2022 in Frankfurt im Herbst 2023 nach 2:28:12 ins Ziel gelaufen. Anfang des Jahres hatte sich Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg), die in den USA trainiert, mit einer Halbmarathon-Bestzeit von 69:09 Minuten in Houston zurückgemeldet. Im Marathon hat sie bisher 2:26:50 erreicht. Die schnellste Läuferin auf der Startliste ist Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel), die einen persönlichen Rekord von 2:24:32 hat. Allerdings ist sie erst vor drei Wochen in Hannover einen Marathon gelaufen. Esther Pfeiffer (Düsseldorf Athletics) wird nicht, wie zuvor berichtet, im Marathon sondern im Halbmarathon starten. Bei den Männern führt Zelalem Regassa (Bahrain) mit einer Bestzeit von 2:07:09 die Startliste an.
Text: Jörg Wenig
Fotos: Haspa Marathon Hamburg