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Jagd auf Streckenrekorde und Olympia-Startplätze in Hamburg

Kenias Titelverteidiger Bernard Koech und die äthiopische Marathon-Weltmeisterin von 2022, Gotytom Gebreslase, führen die hochklassigen Elitefelder beim Haspa Marathon Hamburg an. Koech siegte vor einem Jahr mit einem Streckenrekord von 2:04:09 und stellte damit seine persönliche Bestzeit ein. Gebreslase, die sich noch für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris qualifizieren möchte, hat bisher eine Zeit von 2:18:11 erreicht. Mit dem Ziel Olympia in Paris wird kurzfristig auch die holländische EM-Dritte von München 2022, Nienke Brinkman, in Hamburg starten.

Irine Cheptai, Winfridah Moseti, Gotytom Gebreslase, Brimin Misoi, Bernard Koech und Philemon Kiplimo (von links) sind zuversichtlich vor dem Rennen in Hamburg. Foto: Veranstalter
Katharina Steinruck, hier mit Chef-Organisator Frank Thaleiser, will am Sonntag einen besonderen Rekord brechen. Foto: MHV

Mit Sebastian Hendel (LG Braunschweig/Bestzeit: 2:10:14), Tom Gröschel (TC Fiko Rostock/2:11:02), Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt/2:24:56), Rabea Schöneborn (SCC Berlin/2:27:03) und Kristina Hendel (LG Braunschweig/2:27:29) ist auch eine Gruppe von deutschen Topathleten am Start.

Das Rennen in Hamburg hat sich zuletzt sowohl spitzen- als auch breitensportlich stark entwickelt. Die Veranstalter registrierten eine Rekord-Meldezahl von insgesamt 38.210 Athleten, darunter 15.000 Marathonläufer. In den vergangenen beiden Jahren wurden gleich drei Streckenrekorde aufgestellt: Die Äthiopierin Ylemzerf Yehualaw gewann 2022 in 2:17:23 und der Kenianer Cybrian Kotut brach mit 2:04:47 die Uralt-Kursbestzeit seines Landsmannes Eliud Kipchoge. Im vergangenen Jahr steigerte dann Bernard Koech die Hamburger Bestzeit auf 2:04:09. Am Sonntag könnten beide Streckenrekorde in Gefahr geraten, sofern die Wetterbedingungen passen. 

Gleich sieben Athleten aus dem Männer-Elitefeld sind bereits unter 2:05:00 Stunden gelaufen. Angeführt wird die Liste vom Äthiopier Getaneh Molla, der 2019 sensationell seinen Debüt-Marathon in Dubai mit 2:03:34 gewann. An diese Zeit kam er seitdem aber nicht mehr heran, so dass der Titelverteidiger Bernard Koech wohl stärker einzuschätzen ist. „Ich bin genauso gut vorbereitet wie vor einem Jahr und habe das gleiche Leistungs-Level“, sagte Bernard Koech. „Ich bin bereit für eine schnelle Zeit.“ 

Zwei weitere Sieg-Anwärter sind in Deutschland schon sehr erfolgreich Marathon gelaufen. Mit Brimin Misoi startet der Sieger des Mainova Frankfurt-Marathons der vergangenen beiden Jahre. Dabei steigerte sich der Kenianer am Main zuletzt auf 2:04:53. Diese Zeit möchte Misoi nun in Hamburg weiter verbessern. Philemon Kiplimo lief 2023 in Berlin seinen persönlichen Rekord von 2:04:56 und wurde damit Achter. „Deutschland ist ein gutes Pflaster für mich. Ich will am Sonntag in der Spitzengruppe mitlaufen und hoffe auf eine persönliche Bestzeit“, sagte Philemon Kiplimo. Für eine Überraschung sorgen könnte auch ein Debütant: Der aus Kenia stammende und für Bahrain laufende Abraham Cheroben geht mit einer starken Halbmarathon-Bestzeit von 58:40 ins Rennen.

„Wir planen bei der Einteilung der Tempomacher mit einer Pace, die im Bereich des Streckenrekordes liegt, vielleicht auch etwas schneller. Zudem wird es eine große Gruppe geben, die die Olympia-Norm von 2:08:10 anpeilt“, sagte der holländische Koordinator des Elite-Feldes, Jurrie van der Velden. „Bei den Frauen könnte das Tempo im Zeitbereich zwischen 2:16 und 2:18 liegen. Auch hier gibt es zudem eine Gruppe, die die Olympia-Norm von 2:26:50 unterbieten möchte.“

„Mein Ziel ist es, mich am Sonntag für die Olympischen Spiele zu qualifizieren“, sagte Gotytom Gebreslase, die 2021 überraschend ihr Marathon-Debüt in Berlin gewann, dann ein Jahr später Weltmeisterin wurde und bei der WM 2023 die Silbermedaille gewann. Wie Jurrie van der Velden erklärte, nominieren die Äthiopier in der Regel die beiden schnellsten Läuferinnen im Qualifikationszeitraum und geben den dritten Startplatz an eine Athletin, die bei großen Titelkämpfen einen Podiumsplatz erreicht hat. „Ich bin in guter Form und möchte am Sonntag unter 2:18 laufen und vielleicht auch den Streckenrekord angreifen. Ich denke, eine solche Leistung sollte aufgrund meiner zwei WM-Medaillen reichen für Olympia“, sagte Gotytom Gebreslase. 

Kurzfristig rückte noch Nienke Brinkmann ins Hamburger Elitefeld. Der Holländerin, die eine Bestzeit von 2:22:51 hat und bei den Europameisterschaften in München 2022 die Bronzemedaille gewann, fehlt noch die Olympia-Norm. Auch bei den Frauen könnte eine Debütantin überraschend: Mit Irene Cheptai startet Kenias Crosslauf-Weltmeisterin von 2017 in Hamburg. „Ich habe mich seit Januar auf dieses Debüt vorbereitet und das Training lief sehr gut. Ich werde voraussichtlich am Sonntag in der zweiten Gruppe laufen“, sagte Irene Cheptai, die im Halbmarathon bereits hochklassige 64:53 Minuten erreichte.

Katharina Steinruck jagt Familien-Rekord

Einen besonderen Rekord jagt Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt), die sich in Osaka im Januar auf 2:24:56 verbessert hatte. „Wenn ich jetzt 22 Sekunden schneller laufe, habe ich den Familien-Rekord gebrochen - das ist das Ziel“, sagte die Katharina Steinruck, deren Mutter und Trainerin Katrin Dörre-Heinig vor fast auf den Tag genau 25 Jahren den Hamburg-Marathon mit 2:24:35 gewonnen hatte. Diese Zeit der Olympia-Dritten von 1988 war lange auch der deutsche Rekord. „Es wird langsam Zeit, dass Katha meine Bestzeit unterbietet“, sagte Katrin Dörre-Heinig.

Anders ist die Situation für Rabea Schöneborn (SCC Berlin/Bestzeit: 2:27:03) und Kristina Hendel (LG Braunschweig/2:27:29). „Das wichtigste ist, ich gehe gesund an den Start“, sagte Rabea Schöneborn, die rund ein Jahr lang Verletzungs- und Krankheitsprobleme behinderten. „Es geht am Sonntag nicht um Normen oder Bestzeiten. Ich werde nicht zu viel Risiko eingehen und versuchen, so wie früher, hinten raus schneller zu werden.“ 

Obwohl die Vorbereitung für Kristina Hendel (LG Braunschweig) nicht ganz optimal lief, will sie versuchen, mit der Gruppe zu laufen, die eine 2:26:30-Zeit anstrebt. „Ich habe gestern erfahren, dass ich durch Post-Covid beeinträchtigt bin und das erklärt, warum es teilweise nicht so gut lief. Aber ich möchte dran bleiben, auch wenn ich am Ende ein, zwei Minuten langsamer bin“, sagte Kristina Hendel, die vor zwei Jahren in Hamburg ihre Bestzeit von 2:27:29 gelaufen war.

Von Tempomacher-Diensten abgesehen, läuft das Ehepaar Hendel erstmals im selben Marathon. Für Sebastian Hendel (LG Braunschweig) geht es in Hamburg um eine Zeitbarriere: „Mein Ziel ist es, die 2:10 Stunden zu unterbieten. Das Training lief zuletzt gut und ich werde mich einer Gruppe anschließen, die den Halbmarathon in 64:00 Minuten laufen möchte“, sagte Sebastian Hendel, der eine Bestzeit von 2:10:14. Nicht weit weg von dieser Zeit liegt der persönliche Rekord von Tom Gröschel (TV Fiko Rostock/2:11:02), der ebenfalls am Sonntag startet.

Top-Läufer mit persönlichen Bestzeiten

MÄNNER:  
Getaneh MollaETH02:03:34
Bernard KoechKEN02:04:09
Roland KorirKEN02:04:22
Dickson ChumbaKEN02:04:32
Barselius KipyegoKEN02:04:48
Brimin MisoiKEN02:04:53
Philemon KiplimoKEN02:04:56
Oqbe RuesomERI02:05:51
Haymanot AlewETH02:05:57
Tsedat AyanaETH02:06:18
Geoffrey KiruiKEN02:06:27
Olivier IrabarutaBDI02:07:13
Jake RobertsonNZL02:08:26
Amaury PaquetBEL02:08:44
Martin MusauUGA02:08:45
Benjamin PreisnerCAN02:08:58
Sebastian HendelGER02:10:14
Tom GröschelGER02:11:02
Abraham CherobenKENDebüt
   
FRAUEN:  
Gotytom GebreslaseETH02:18:11
Winfridah MosetiKEN02:20:55
Sharon ChelimoKEN02:22:07
Kidsan AlemaETH02:22:28
Nienke BrinkmanNED02:22:51
Natasha WodakCAN02:23:12
Margaret WangariKEN02:23:52
Jessica AugustoPOR02:24:25
Ayantu KumelaETH02:24:29
Katharina SteinruckGER02:24:56
Fadouwa LedhemFRA02:25:50
Rabea SchönebornGER02:27:03
Kristina HendelGER02:27:29
Irine CheptaiKENDebut
Aminet AhmedETHDebüt

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Fotos: MHV