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Lamecha Girma meldet sich nach Horror-Sturz mit Sieg zurück

Lamecha Girma ist zurück: Zehn Monate nachdem der äthiopische Weltrekordler über 3.000 m Hindernis beim olympischen Finale schwer gestürzt war, meldete er sich just in Paris mit einem Sieg zurück. Der 24-Jährige gewann das Hindernis-Rennen bei dem Diamond League-Meeting in 8:07,01 Minuten vor Salaheddine Ben Yazide (Marokko/8:11,68) und seinem Landsmann Getnet Wale (8:12,58).

Weltrekordler Lamecha Girma meldete sich nach zehn Monaten mit einem Sieg zurück. Foto: Sailer / photorun.net

Vor einem Jahr hatte Lamecha Girma an gleicher Stelle bei dem Diamond League-Sportfest den nach wie vor aktuellen Weltrekord von 7:52,11 aufgestellt. Doch bei den Olympischen Spielen in der französischen Metropole hatte der Äthiopier dann im August großes Pech. Kurz vor dem drittletzten Hindernis startete der Weltrekordler seinen Angriff. Er sprintete förmlich auf das Hindernis zu, blieb jedoch mit dem Knie hängen und knallte hart auf die Bahn, wobei er auch mit dem Kopf aufschlug. Nach vier Silbermedaillen in Folge (dreimal WM, einmal Olympia) platzte der Traum vom Gold auf brutale Weise. Ohne seinen schärfsten Rivalen hatte Soufiane El Bakkali (Marokko) relativ leichtes Spiel und wurde zum zweiten Mal in Folge Olympiasieger. Lamecha Girma war kurzzeitig bewusstlos und wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort wurden keine schwereren Verletzungen festgestellt, jedoch litt der Äthiopier noch sehr lange Zeit an den Folgen der Gehirnerschütterung, so dass er erst jetzt erstmals wieder starten konnte. „Ich hatte Angst, dass ich nie mehr rennen kann“, erklärte Lamecha Girma kurz vor seinem Comeback in einem Interview mit der britischen Leichtathletik-Zeitschrift „Athletics Weekly“. 

Lamecha Girmas Horror-Sturz bei den Spielen in Paris war der wohl schwerste Unfall in einem Hindernis-Rennen bei einer interkontinentalen Meisterschaft seit der WM 2007. Damals war der Österreicher Günther Weidlinger in Osaka im Vorlauf so unglücklich gestolpert, dass er mit dem Gesicht auf den Hindernis-Balken fiel. Auch Weidlinger, der ebenfalls bewusstlos war, kam relativ glimpflich davon, denn er erlitt entgegen erster Befürchtungen keinerlei Brüche. In der Folge wechselte er auf die Marathon-Distanz.

„Dieses Rennen war enorm wichtig für mich. Die Spiele in Paris sind für mich gefühlt sehr lange her, deswegen ist es eine große Leistung so zurückzukommen - ich bin sehr froh. Anfangs hatte ich etwas Angst. Jetzt, nach dem Rennen, fühle ich mich viel besser“, sagte Lamecha Girma nach seinem Comeback-Sieg in Paris. Der Weltrekordler will sich nun auf die WM in Tokio im September vorbereiten. 

Hochklassig war in Paris am Freitagabend das 3.000-m-Hindernisrennen der Frauen, das die Kenianerin Faith Cherotich mit einer Weltklassezeit von 8:53,37 Minuten gewann. Mit dieser persönlichen Bestzeit wurde Cherotich zur sechstschnellsten Läuferin aller Zeiten. Sie gewann vor Peruth Chemutai (Uganda/8:54,41) und der Äthiopierin Sembo Almayew (9:01,22). Als Sechste bestätigte Lea Meyer (Bayer Leverkusen) ihre sehr starke Form. Mit 9:09,73 blieb sie nur knapp über ihrer Bestzeit von 9:09,21 aus der vergangenen Woche. Platz zehn erreichte Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), die gute eine Woche nach ihrem Sturz in Oslo 9:28,75 lief. 

Über 1.500 m wurde der 31-jährige Azzedine Habz (Frankreich) mit 3:27,49 Minuten zum sechstschnellsten Läufer aller Zeiten. Den Weltrekord hält nach wie vor Hicham El Guerrouj (Marokko), der 1998 in Rom 3:26,00 gelaufen war.

Text: Jörg Wenig

Foto: Sailer / photorun.net