Zum Inhalt springen

Olympia aktuell: Beatrice Chebet siegt erneut, Nadia Batocletti sensationell Zweite

Beatrice Chebet gelang als dritter Läuferin der olympischen Geschichte der Langstrecken-Doppelsieg. Nachdem die erst 24-jährige Kenianerin am Montagabend die 5.000 m gewonnen hatte, siegte sie vier Tage später nun auch über 10.000 m. Vor ihr hatten die Äthiopierin Tirunesh Dibaba (2008) und die aus Äthiopien stammende Niederländerin Sifan Hassan (2021) diesen Doppel-Triumph bei Olympia erreicht. Bei den Frauen sind die 10.000 m seit 1988 eine olympische Disziplin und die 5.000 m seit 1996 (zuvor ab 1984 die 3.000 m).

Beatrice Chebet feiert in Paris einen Langstrecken-Doppelsieg. Foto: World Athletics / Christel Saneh

Hinter Beatrice Chebet, die in 30:43,25 Minuten gewann, lief die Italienerin Nadia Batocletti zu einer nie erwarteten, sensationellen Silbermedaille. Die Doppel-Europameisterin (5.000 und 10.000 m) stellte mit 30:43,35 einen weiteren italienischen Rekord auf. Über 5.000 m hatte sie bereits einen überraschenden vierten Platz belegt. Wie schon über 5.000 m gewann die Titelverteidigerin Sifan Hassan (Niederlande) mit 30:44,12 die Bronzemedaille. Die Holländerin könnte am Sonntag Geschichte schreiben, wenn sie auch im Marathon noch eine Medaille gewinnen würde. Ob dies eineinhalb Tage nach dem 10.000m-Finale möglich ist, bleibt abzuwarten und wird sicherlich auch vom Rennverlauf abhängen.

Wenn der Marathon so verläuft wie das 10.000-m-Finale hätte Sifan Hassan wohl exzellente Chancen. Denn im Gegensatz zu den Männern war das 10.000-m-Finale der Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris lange Zeit ereignislos und zäh. Das Tempo war langsam, es passierte praktisch nichts - ideal für Sifan Hassan, die Kräfte sparen konnte. Nach einer 5.000-m-Zwischenzeit von 15:38,4 Minuten konnte man eine zweite Hälfte erwarten, die einem 5.000-m-Finale nahe kommt. Doch auch dies trat nicht ein, das Tempo blieb ungewöhnlich ruhig. Dabei war klar, dass die große Favoritin Beatrice Chebet in einem Spurt so gut wie unschlagbar sein würde. Denn sie hatte im 5.000-m-Finale im Endspurt selbst die 1.500-m-Weltrekordlerin Faith Kipyegon (Kenia) hinter sich gelassen. Zugleich kann sie aber auch jedes Tempo mitlaufen. So stellte Chebet, die nicht zufällig auch die letzten beiden Crosslauf-Weltmeisterschaften für sich entschied, in dieser Saison schon einen sensationellen 10.000-m-Weltrekord auf (28:54,14). 

Es sah fast so aus als ob die in dieser Disziplin so oft erfolgreichen Äthiopierinnen schon während des Rennens resignierten. Abgesehen von einer leichten aber nicht ernsthaften Tempoverschärfung von Tsigie Gebreslama nach gut sechs Kilometern war von den Äthiopierinnen so gut wie nichts zu sehen. In der letzten Runde, in der zunächst noch elf Läuferinnen in der Spitzengruppe rannten, war am Ende dann Nadia Battocletti die schärfste Konkurrentin von Beatrice Chebet während Sifan Hassan noch auf Rang drei nach vorne lief. Auf den Plätzen vier und fünf folgten die Kenianerinnen Margaret Kipkemboi (30:44,58) und Lilian Rengeruk (30:45,04). Als Sechste lief dann mit Gudaf Tsegay die beste Äthiopierin nach 30:45,21 ins Ziel. Sie steht am Sonnabend auch im 1.500-m-Finale. Tsegay sollte dann eigentlich die schärfste Konkurrentin von Faith Kipyegon sein - aber einen Tag nach einem 10.000-m-Finale? Es läuft bisher so gut wie nichts für die Lauf-Nation Äthiopien bei diesen Olympischen Spielen.

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Foto: World Athletics / Christel Saneh