Der Gutenberg Halbmarathon Mainz erlebte im vergangenen Jahr einen erfolgreichen Neu-Start. Ursprünglich als Marathon bekannt, setzte der neue Veranstalter auf die 21,0975-km-Distanz, die früher als Neben-Wettbewerb ebenfalls schon gelaufen wurde. „Den Fokus auf den Halbmarathon zu legen, war die richtige Entscheidung. Wir müssen jetzt schauen wie es mit 8.500 Läufern auf der Strecke passt - aber wir denken, dass auch eine fünfstellige Teilnehmerzahl möglich sein müsste“, sagte Race-Direktor Jo Schindler, der mit seinem Team auch den Mainova Frankfurt-Marathon organisiert und den Gutenberg Halbmarathon Mainz im vergangenen Jahr übernahm. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, wurden für das Rennen am Sonntag rund 13.700 Meldungen registriert.
Mit Siegzeiten von 61:01 beziehungsweise 69:26 Minuten etablierte sich das Rennen im vergangenen Jahr auf Anhieb als zweitschnellstes deutsches Halbmarathonrennen hinter Berlin. Diese Streckenrekorde sollen möglichst am Sonntag fallen. „Bei den Männern planen wir ein 60:30-Minuten-Tempo und die Frauen werden ebenfalls in Richtung Streckenrekord anlaufen. Ich sehe in Mainz noch großes Potenzial und denke, dass längerfristig auch eine Zeit von unter einer Stunde bei den Männern möglich sein müsste“, sagte der für das Elitefeld zuständige Philipp Kopp.
Es ist bei einem derartig hochkarätigen Rennen eine Seltenheit, dass gleich zwei deutsche Athleten als Favoriten starten und die Bestzeiten angreifen. Sowohl Samuel Fitwi als auch Domenika Mayer zeigten Anfang April bei ihren Siegen bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften in Hannover erstklassige Form.
Mit Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) startet am Sonntag der deutsche Marathon-Rekordler (2:04:56) in Mainz. „Ich konnte zuletzt sehr gut trainieren und bin in guter Form. Mein Ziel ist es, eine sehr gute Platzierung zu erreichen und eine persönliche Bestzeit. Ich werde das 60:30-Tempo mitlaufen“, sagte der 29-jährige Samuel Ftwi, der bei den Europameisterschaften im vergangenen Jahr in Rom einen hervorragenden fünften Platz im Halbmarathon belegt hatte. Bei diesem Rennen erzielte er auch seine aktuelle Bestzeit von 61:17. „Das Rennen in Mainz ist ja für mich wie ein Heimspiel, das ist natürlich eine zusätzliche Motivation.“
Stärkster Konkurrent von Samuel Fitwi könnte Joshua Kithuku sein. Der erst 19-jährige Kenianer gewann im vergangenen Jahr in leistungsmindernder Höhenluft in Eldoret (Kenia) einen Halbmarathon in 60:37. Wenn er in Topform ist, wird es nicht leicht für Samuel Fitwi. Zwei weitere Afrikaner gehen mit Bestzeiten von unter 62:00 Minuten ins Rennen: Hersuato Mamiyo (Äthiopien) und Calistus Kitoo (Kenia) sind bereits 61:07 beziehungsweise 61:39 gelaufen.
Bei den Frauen führt Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) die Startliste an. Sie lief ihre Bestzeit von 69:46 Minuten im vergangenen Jahr in Warschau. Diese Zeit spiegelt aber nicht ihr eigentliches Leistungsvermögen über diese Distanz wider. „Diese Halbmarathon-Zeit tanzt bei mir aus der Reihe, die würde ich gerne am Sonntag auf eine einheitliche Linie im Vergleich zu meinen anderen Zeiten bringen“, sagte die 34-jährige Domenika Mayer, die eine Marathon-Bestzeit von 2:23:47 Stunden hat. „Ich bin nach dem Hannover-Marathon gut wieder ins Training eingestiegen, bin gesund und fit. Ich hoffe, dass die anderen am Sonntag auch schnell laufen wollen und sich eine gute Gruppe bildet“, sagte Domenika Mayer.
Die zweitschnellste Läuferin auf der Startliste ist die Belgierin Hanne Verbruggen. Sie hat eine Bestzeit von 70:01 und war vor einem Jahr beim Gutenberg Halbmarathon Mainz bereits Dritte. Mit Esther Chemtai (Kenia/70:17) startet eine frühere WM-Dritte im Cross der Juniorinnen (2010). Für eine Überraschung sorgen könnte eine Debütantin: Die 29-jährige Kenianerin Rency Kogo gewann vor kurzem das 10-km-Rennen beim Paderborner Osterlauf mit einer persönlichen Bestzeit von 31:56.
Text: Jörg Wenig
Foto: Norbert Wilhelmi