Der starke spitzensportliche Aufschwung des Rennens in diesem Jahr erklärt sich damit, dass der Lauf erstmals zur World Marathon Majors-Serie gehört. Die Kursrekorde von 2:06:18 (Brimin Misoi/Kenia) und 2:21:41 (Workenesh Edesa/Äthiopien) müssten bei den voraussichtlich guten Wetterdingungen fallen. Allerdings ist die Strecke wellig bis hügelig, also nicht besonders schnell. Absolute Topzeiten sind daher eher nicht zu erwarten.
Seit Anfang Juni hat sich Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) in Addis Abeba auf den Sydney-Marathon vorbereitet. In Äthiopien schließt er sich seit nunmehr rund zwei Jahren immer wieder für eine längere Zeit einer starken Trainingsgruppe an. Der 29-Jährige, der im vergangenen Dezember in Valencia den deutschen Rekord über die 42,195 km auf 2:04:56 verbessert hatte und dann im April den Hannover-Marathon in der aktuellen deutschen Jahresbestzeit von 2:06:29 gewann, flog direkt aus Addis Abeba nach Sydney. Samuel Fitwi soll in guter Form sein und die Trainingswerte sind im Vergleich zum vergangenen Jahr offenbar noch besser als vor den Olympischen Spielen und vor dem Valencia-Marathon. Für Samuel Fitwi geht es in Sydney darum, eine möglichst gute Platzierung in einem hochkarätigen Rennen zu erreichen.
Der frühere Marathon-Weltrekordler Eliud Kipchoge, der in Berlin 2022 die damalige Bestzeit auf 2:01:09 Stunden verbessert hatte, ist inzwischen bereits 40 Jahre alt und erreichte zuletzt nicht mehr die Höchstform früherer Jahre. Zuletzt lief Kipchoge, der 2019 in Wien in einem nicht rekordkonformen Rennen mit 1:59,40,2 die Zwei-Stunden-Barriere durchbrochen hatte, im April in London als Sechster aber immer noch starke 2:05:25 Stunden. Als Favoriten sind aber eher andere Läufer anzusehen. Birhanu Legese (Äthiopien/2:02:48), Vincent Ngetich (Kenia/2:03:13) und Dawit Wolde (Äthiopien/2:03:48) weisen jeweils Bestzeiten von unter 2:04:00 auf. Auch Bernard Koech (Kenia), der im vergangenen Jahr den Hamburg-Marathon gewann, wird mit seiner Bestzeit von 2:04:09 zu beachten sein. 15 Läufer haben persönliche Rekorde von unter 2:06:00. Auch aufgrund des Streckenprofils sind Überraschungen möglich.
Im Gegensatz zu den Männern gibt es bei den Frauen eine große Favoritin: Mit Sifan Hassan startet die Olympiasiegerin von Paris 2024 am Sonntag in Sydney. Die Holländerin, die mit ihrer persönlichen Bestzeit von 2:13:44 Stunden die drittschnellste Läuferin aller Zeiten ist, zeigte bei Olympia im vergangenen Jahr, dass sie auch mit hügeligen Strecken zurecht kommt. Im April war sie in London Dritte mit 2:19:00. „Ich freue mich, dass ich in Sydney meinen nächsten Marathon laufen werde, denn Australien ist eine starke Leichtathletik-Nation“, sagte Sifan Hassan, die auf die frühere Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Bestzeit: 2:14:04) treffen wird. Vier frühere Landsfrauen von Sifan Hassan, die aus Äthiopien stammt, können ebenso eine starke Rolle spielen: Die Vorjahressiegerin und Streckenrekordlerin Workenesh Edesa, die vor einem Jahr in Sydney mit 2:21:41 gewann und sich dann als Siegerin des Hamburg-Marathons im April auf 2:17:55 steigerte, Ashete Bekere (Bestzeit: 2:17:58), Meseret Belete (2:18:21) und Tiruye Mesfin (2:18:35).
Die Topläufer beim Sydney-Marathon
MÄNNER:
Eliud Kipchoge KEN 2:01:09
Birhanu Legese ETH 2:02:48
Vincent Ngetich KEN 2:03:13
Dawit Wolde ETH 2:03:48
Bernard Koech KEN 2:04:09
Hailemaryam Kiros ETH 2:04:35
Kenneth Kipkemoi KEN 2:04:52
Cornelius Kiplagat KEN 2:04:54
Samuel Fitwi GER 2:04:56
Addisu Gobena ETH 2:05:01
Afewerki Berhane ETH 2:05:22
Mulugeta Asefa ETH 2:05:33
Laban Korir KEN 2:05:41
Victor Kipchirchir KEN 2:05:43
Edward Cheserek KEN 2:05:43
Felix Kirwa KEN 2:05:44
FRAUEN:
Sifan Hassan NED 2:13:44
Brigid Kosgei KEN 2:14:04
Workenesh Edesa ETH 2:17:55
Ashete Bekere ETH 2:17:58
Meseret Belete ETH 2:18:21
Tiruye Mesfin ETH 2:18:35
Sichala Kumeshi ETH 2:19:53
Buze Diriba ETH 2:20:22
Gladys Chesir KEN 2:20:30
Ai Hosoda JPN 2:20:31
Evaline Chirchir KEN 2:20:33
Pascalia Chepkosgei KEN 2:22:11
Anchialem Haymanot ETH 2:22:23
Text: Jörg Wenig
Fotos: Sailer / photorun.net