Aaron Bienenfeld (Düsseldorf Atheltics) war kurzfristig noch in das Starterfeld gerutscht und hatte umgeplant: Statt sein Marathon-Debüt in Berlin am kommenden Sonntag zu laufen, rannte er nun die 10.000 m in Tokio. Bienenfeld, der in Berlin noch als Tempomacher dabei sein wird, hielt sich zunächst bei sehr langsamem Tempo im hinteren Drittel des Feldes. Nachdem die Spitze die 2.000-m-Marke nach 6:22,39 Minuten passiert hatte und in der Folge das Tempo anzog, fiel Bienenfeld deutlich zurück und lief hinter dem Feld her. Am Ende belegte er Rang 23 in 29:51,41. Das war zu befürchten, denn die Athleten vor ihm haben fast alle ein Weltklasse-Niveau.
An der Spitze wurde das Tempo im Laufe des Rennens zwar etwas schneller, aber nicht gravierend. So waren nach 8.500 Metern immer noch 18 Läufer in der großen Führungsgruppe, die angeführt wurde von Andreas Almgren, der Anfang des Jahres bereits mit einem 10-km-Europarekord (26:53) überrascht hatte und dann auch den kontinentalen 5.000-m-Rekord brach (12:44,27). 600 Meter vor dem Ziel starteten die Äthiopier ihren Angriff. Zunächst ging Selemon Barega an die Spitze, dann folgten Berihu Aregawi und Yomif Kejelcha, der 200 Meter vor dem Ziel sich etwas zu lösen schien. Doch auf der Zielgeraden schob sich überraschend der 28-jährige Jimmy Gressier am Äthiopier vorbei und an die Spitze, verteidigte den kleinen Vorsprung und lief zum größten Triumph seiner Karriere. Gressier hatte in diesem Jahr bereits einen Europarekord über 5 km aufgestellt (12:57) und den Halbmarathon-EM-Titel gewonnen.
Text: Jörg Wenig
Foto: World Athletics / Mattia Ozbot

